La Gomera – Nach 20 Jahren! Ein persönlicher Reisebericht.

Vor genau 20 Jahren verlor ich mein Herz an und auf La Gomera. Grund genug, dieses Jubiläum mit einer erneuten Reise an diesen magischen Ort zu feiern. Mal sehen, was sich auf dieser kleinen Perle im Atlantik alles getan hat.

Spektakuläre Aussichten: La Gomera

Nein, keine Angst: Ich werde nicht in den „früher war alles besser“ Kanon einstimmen. Dazu gäbe es auch keinen Grund, denn die Zeit vergeht auf dieser kleinen Kanaren-Insel langsamer als anderswo und so viel hat sich wirklich nicht verändert. Allerdings liessen wir das Valle-Gran-Rey, die fest in deutscher Hand befindliche touristische „Hochburg“ der Insel im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.

Wir wollten das ursprüngliche, echte und uns nur allzu gut bekannte Gomera erleben – Und wir haben es tatsächlich noch gefunden!

Die Anreise nach La Gomera

Von Zürich aus brachte uns der Flieger von Air Berlin in knapp 4,5 Stunden nach Teneriffa Süd, immer noch der Zielflughafen der ersten Wahl für Gomera-Urlauber. Denn die Flugzeuge der kanarischen Fluggesellschaft binter nach La Gomera starten ungefähr zweimal am Tag vom ziemlich weit entfernten Nordflughafen Teneriffas aus. Wenn man diese Verbindung möchte, muss man also entweder mit „Linie“ über Madrid nach Teneriffa Nord fliegen und dort umsteigen oder mit einem Bus vom Südflughafen zum Nordflughafen und dann auf den Inselhüpfer. Der Aufwand lohnt nicht, zumal die kleinen Propellermaschinen von binter meist über Wochen ausgebucht sind.

Typisch für Teneriffa: Strand am Hafen von Los ChristianosEs ist also immer noch so wie 1993: Vom Flughafen mit dem Bus Linie 111 nach Los Christianos. Die meisten Busse halten im Ortszentrum von Los Christianos, den Taxifahrern sei Dank – denn diese verhindern immer noch eine Bushaltestelle direkt am Fähranlieger. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Manchmal hält der Bus dann doch dort. Wann? Fragen Sie den Busfahrer ;) (Infos und Fahrpläne u.a. hier: http://www.gomera-individual.de/hinundweg/#titsa )

Die Bushaltestelle im Ort von Los Christianos ist ungefähr einen Kilometer vom Fährhafen entfernt. Das kann man mit leichtem Gepäck oder Rucksack gut laufen, es geht durch einige von meist englischsprachigen Pauschaltouristen bevölkerte Strassen.
Da die Fahrzeiten von Bus und Fähren nicht aufeinander abgestimmt sind, kommt es meist am Hafen von Los Christianos zu Wartezeiten auf die Fähre nach La Gomera. Die kann man entweder in der Bar in der ersten Etage der Fährstation verbringen oder einen Spaziergang durch den touristisch geprägten Ort von Los Christianos machen. Das steigert die Vorfreude auf La Gomera enorm!

Sonnenuntergang auf der Fähre nach La GomeraSelbstverständlich kann man aber auch direkt vom Flughafen mit einem Taxi zum Fährhafen fahren. Es ist nicht sonderlich weit und nach einer kurzen Umfrage am Gepäckband findet sich meist auch schnell jemand mit dem man ein Taxi teilen kann.

Am Fährhafen angekommen, gibt es zwei Möglichkeiten weiter auf die Insel zu kommen: Mit dem Express-Katamaran der Lineas Fred Olsen oder dem normalen Fährschiff der Line ARMAS. Wir bevorzugten natürlich die langsamere, aber deutlich schiffigere Variante. Preislich tun sich die beiden Anbieter nicht viel, mit 35-40 Euro pro Fahrt und Person muss gerechnet werden. Zumindest das war früher deutlich billiger…

Dort gab es an Deck dann noch einen fantastischen Sonnenuntergang – Welch ein Einstieg…

San Sebastian de la Gomera: Ankommen.

Der Dorfplatz in San Sebastian de la Gomera - So geht ankommen!!Ein wenig grösser ist der Hafen geworden und das der eine oder andere EU-Euro dort verbaut wurde ist deutlich sichtbar.
Schon der Weg entlang dem Yachthafen, in dessen Wasser viele Fische zu sehen sind, hin zu meiner traditionell ersten Anlaufstelle, der Plaza de la Constitución, weckt Erinnerungen.

Und ja, auch der Platz mit den grossen Bäumen, der gemütlichen Bar und dem Markt am Morgen hat sich, wie mir scheint, kaum verändert. Schöner kann ankommen fast nicht sein.

San Sebastian selbst ist noch gut wiederzuerkennen. Allzu viel ist nicht passiert, aber die neue Busstation inklusive der direkt daran angegliederten Markthalle mit dem grossen Supermarkt im Keller wirkt schon richtig modern.
Doch, wenn man genau hinschaut ist schon etwas passiert – Aber nicht genug, um den Zauber zu zerstören.

Der Charme ist noch der gleiche, auch wenn das Durchschnittsalter der anwesenden Touristen geschätzt jenseits der 55 liegt und es sogar schon erste Hotels in San Sebastian gibt, die speziell seniorengerechte und barrierefreie Einrichtungen haben*. Die Hippies von früher kommen halt so langsam in’s Rentenalter…

Wir bleiben nicht lang in San Sebastian. Uns zieht es weiter, zunächst mit dem Bus nach Arure.
Denn von dort aus gibt es eine schöne und spektakuläre Einstiegs-Wanderung hinab zu unserem ersten Ziel: Alojera.

Von Arure nach Alojera: Wanderbar!

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Aus dem Bus aussteigen und erstmal im Casa Conchita in Arure einen Cafe con Lecce trinken. Für eine originale Brunnenkressesuppe war es uns noch zu früh – Aber Conchita war damals eine der Top-Adressen für dieses typisch gomeranische Gericht und das ist anscheinend heute auch noch so. Zumindest der Speisesaal hat nun eine Grösse, die locker die eine oder andere Busladung Touristen aufnehmen kann. Ob das allerdings ein Zeichen von Qualität ist? Vielleicht schreibt mir ja jemand einen Kommentar dazu…

Nach dieser Stärkung zieht es uns hinaus und die Strasse in Richtung Valle Gran Rey hinunter. Allerdings nur ein paar hundert Meter weit, denn dann zweigt man rechts ab in Richtung Mirador El Santo. Kaum ist man durch das Felsentor gelaufen, wird man vom Panorama mit Blick weit runter in das Tal von Taguluche bis zum Meer in den Bann gezogen. Die Töne, der Geruch, das Gefühl – Alles verändert sich schlagartig. Das Bild am Anfang des dieses Gomera-Reiseberichts ist übrigens dort aufgenommen.

Traumhafte Wanderung vom Mirdador del Santo nach Alojera auf GomeraHier beginnt der mit knapp 5 Kilometern relativ kurze Wanderweg nach Alojera, einem Kleinod an der nördlichen Westküste von La Gomera.

Knapp 800 Meter Höhenunterschied sind es bis zum Meer, gut eineinhalb Stunden bis zur Bar an der Plaza im Ort die früher von Señor Ossorio und seiner Familie betrieben wurde.
Der erste richtige Urlaubs-Ort auf unserer Insel – Wie präsentiert er sich heute?

Alojera empfängt den Wanderer mit vielen Palmen. So kann der Urlaub beginnen.Die Ankunft in Alojera ist immer noch unschlagbar für Palmen-Fans:

Nachdem man einige Zeit lang einen Schuttkegel hinabgestiegen ist wird man im Talgrund von einem geradezu vulgär üppigen Palmengarten empfangen. Gut zu sehen, das die Palmen immer noch zur Gewinnung von Palmhonig genutzt werden, Stahlringe um den Stamm sollen Ratten vom Diebstahl des kostbaren Palmsaftes abhalten.

Bellende Hunde und krähende Hähne begleiten den Wandernden bis hinab zu Plaza, wo es die Bar Ossorio leider nicht mehr in der damals gekannten Form gibt. Keine einfachen Fremdenzimmer mehr über der Plaza, der kleine Supermarkt hat auch nur noch unregelmässig geöffnet und die Bar erscheint eher still im Vergleich zu früher. Viel ist nicht mehr los an der Plaza…

Aber dafür lohnt der Abstecher an den Strand von Alojera um so mehr!
Nirgends auf der Insel wohnt man näher am Meer und hat man einen tolleren Ausblick vom Balkon der Ferienwohnung auf den Sonnenuntergang als in den Apartments Azul am Strand von Alojera! Versprochen…

Die Wellen branden bei Flut direkt unter den Balkon und nichts verstellt den Blick nach Westen, wo man neben dem spektakulärem Sonnenuntergang auch hin und wieder die Insel El Hierro über dem Dunst auftauchen sieht. Das wirklich gute und immer noch sehr empfehlenswerte Fischrestaurant „Prisma“ sorgt hervorragend für das leibliche Wohl und so kann man den lieben Gott wirklich ein, zwei Tage einen guten Mann sein lassen. Tipp: Wenn Sie spontan eine oder zwei Nächte bleiben wollen fragen Sie im Restaurant Prisma nach – Dort vermittelt man Zimmer direkt am Strand.

Ansonsten gibt es im Web die Adresse http://apartamentos-playa-alojera.com/, unter der Sie ebenfalls im voraus Buchungen vornehmen können.

Señor Ossorio ist auch in der Vermietung von Appartements oder Fincas im Raum Alojera tätig. Seine Seite finden Sie unter der Adresse http://www.alojera.net/de/ferienhaeuser.htm, wobei Señor Ossorio schon damals nicht zu den preiswertesten Anbietern gehörte. Die tageweise Miete von Unterkünften funktioniert über die Bar Prisma ganz gut, bei Ossorio wird teilweise eine wochenweise Miete verlangt.

Der Sonnenuntergang vom Balkon aus ist übrigens wirklich wild-romantisch schön:

Wenn Ihnen diese Art von Strand noch nicht einsam und wild genug ist, gibt es ganz in der Nähe einen weiteren sehr einsamen Robinson-Strand:

Der Playa del Trigo ist nur zu Fuss über einige Trampelpfade zu erreichen, aber die Mühe lohnt: Zwei Täler kommen am Strand zusammen, in jedem murmelt ein kleiner Bach gen Meer.
Entdecker kommen dort genau wie Sonnenanbeter auf Ihre Kosten, denn die Täler laden zum Erkunden und der feinsandige Strand zum Sonnenbad ein. Mein persönlicher Lieblingsort – nur die geheimnisvolle Grotte am Strand ist leider verschüttet…

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Von Alojera nach Vallehermoso

Alojera Playa ist mittlerweile vom öffentlichen Verkehr erschlossen: Jeweils Morgens und Nachmittags fährt ein kleiner Bus von Alojera nach Vallehermoso.
Die Küste vor Arguamul - Gomera wild.Aber Achtung, die Fahrzeiten richten sich weniger nach Fahrplan und sind eher „unverbindliche Zeitempfehlungen“. So wollten wir am Morgen um 06:30 mit dem Frühbus nach Vallehermoso fahren und waren schon um 06:15 an der Haltestelle. Trotzdem sahen wir nur noch die Rücklichter des Busses langsam den Talkessel hinauf fahren. Also besser eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt an der (nicht gekennzeichneten) Haltestelle stehen!

Auf den nächsten Bus warten kam nicht in Frage und so wurde aus der geplanten gemütlichen Bustour halt eben ein Wandertag.
Und was für einer: Von Alojera aus führt eine kleine Schotterstrasse in Richtung des kleinen Weilers Tazo, einer weitläufigen Streusiedlung inmitten eines grossen Palmenhains, dem man nach gut einer Stunde erreicht. Wanderweg-durch-tazo-gomeraDie Weitläufigkeit des Örtchens macht sich im weiteren Verlauf bemerkbar: Der Weg steigt stetig an und lange läuft man an kleinen Fincas vorbei, von denen ein Grossteil liebevoll restauriert wurden und nun als Ferienhäuser oder als Künstlerateliers dienen. Dazwischen gibt es immer noch den einen oder anderen einheimischen Palmhonig-Bauer, aber im Vergleich zu früher hat ein sichtbarer Strukturwandel eingesetzt. Was früher hauptsächlich aus Ruinen und Einfachst-Unterkünften bestand, glänzt nun in fast totaler Abgeschiedenheit für Künstler und Individual-Touristen.

Der Wanderweg führt durch Tazo als Trampelpfad, die Serpentinen des Schotterweges abkürzend. Er ist nicht markiert, aber gut als alter Pfad erkennbar!

Schon bald ist dann die Ermita Santa Lucia erreicht und aus dem Schotterpfad wird eine breite Asphaltstrasse. Aber nur kurz, denn schon in der ersten Haarnadelkurve, direkt vor dem Bergrücken sieht man einen kleinen Pfad den Hang hinaufsteigen. Diesem folgen wir bis ganz oben. Das dauert etwa 10 Minuten und erspart uns gute 4 Kilometer Asphaltwanderei!

Oben angekommen sehen wir das nächste Etappenziel: Arguamul
Arguamul auf der WanderungWir verlassen nun endgültig das Tal von Alojera und den Fuss des Teselinde-Berges, die Atmosphäre wird rauer hin und wieder fegen Nebelfetzen den Hang der uns noch von Vallehermoso trennt hinunter.

Wir bewegen uns auf einer einsamen Fahrstraße stetig leicht bergab gehend auf Arguamul, einer kleinen Siedlung die sich wie eine Perlenkette den Hang hinaufzieht, zu. Nach einer weiteren guten Stunde stehen wir dann auf dem Dorfplatz von Arguamul und sind wieder auf dem offiziellen Wanderwege-Netz von Gomera. Der Wegweiser zum ersten Bergpreis des Tages, zur Ermita de Santa Clara zeigt Bergauf – Und meint das Ernst: Nun geht es eine gute Dreiviertelstunde lang kontinuierlich nur in eine Richtung – Nach Oben.

Vallerhermoso - Tolle Wanderung mit Blick auf den Teide von TeneriffaAn der Ermita angekommen, hat man die Qual der Wahl: Entweder schnell durch das nächste Tal direkt in gut einer Stunde hinab nach Vallehermoso oder einen kleinen Schlenker über den Aussichtspunkt „Buenavista“ zur Playa von Vallehermoso.

Wir entschieden uns für den „kleinen“ Schlenker an den nordöstlichsten Punkt von La Gomera, direkt über die Orgelfelsen „Los Organos“. Eine gute Wahl, denn der Weg verläuft bis Buenavista quasi auf einer Ebene, zieht sich aber gegen Ende ein wenig. Belohnt wird man mit einer unglaublichen Aussicht von La Palma bis zum Teide von Teneriffa. Empfehlenswert ist es spätestens hier eine kleine Pause einzulegen, denn obwohl man sich fast am Ziel wähnt, gilt es nun noch etwas mehr als 500 Höhenmeter in kurzer Zeit abzubauen. Das kann, wenn man es nicht gewohnt ist und mit Gepäck auf dem Rücken doch etwas anstrengend werden.

Der Strand von Vallermoso - An der StrasseUnten am „Strand* von Vallehermoso angekommen, ist es Zeit für eine Erfrischung – entweder am Kiosk oder im Pool.
Das Baden im Meer ist hier nur eher selten möglich, zu stark ist die Brandung und die Strömung. Dann hat auch die Bar im Castillo del Mar von Thomas Müller, dem deutschen El Fotografo aus dem Valle Gran Rey, die sich in der gespenstischen alten Bananenverladestation am Strand befindet, geschlossen.

Nach weiteren vier Kilometern, immer der Strasse in Richtung Vallehermoso entlang, erreichen wir schliesslich und endlich das Ziel der unvorhergesehenen Wanderung.

Der Dorfplatz von Vallehermoso mit der Amaya-Bar, die sich ebenfalls in den letzten Jahren kaum verändert hat. Sofort nimmt uns der alte Zauber des Inselnordens wieder gefangen: Wolkenverhangen präsentiert sich der Roque Cano, der ortsbestimmende Kegelberg. Touristen sieht man hier, bis auf ein paar Wandervögel, wenige.

Etwas mehr als 20 Kilometer und fast 2000 Höhenmeter sind wir nun gelaufen, mit vollem Gepäck. Und doch sind wir glücklich und zufrieden – Wie konnten wir nur den Bus überhaupt in Erwägung ziehen!?

Höhenprofil Wanderung Alojera Playa - VallehermosoDas Höhenprofil dieser Wanderung…

Vallehermoso und die Geister der Vergangenheit

Bernardo - Das UrgesteinGibt es Bernardo noch?
Früher übernachteten wir immer im Casa Bernardo, wenn es uns ins Vallehermoso verschlug. Und immer stand Bernardo an der Bushaltestelle um ankommende Touristen für seine Appartements abzugreifen. Das Casa Bernardo war damals ein munterer Ort an dem man sich im Innenhof traf oder bei Reggae-Musik in der Gemeinschaftsküche zusammen kochte. Bernardo war eine Institution, seine Mutter der gute Geist des Hauses.

Tatsächlich: Das Casa Bernardo gibt es noch.
Casa BernardoDie Uhren gehen langsamer auf La Gomera. Bernardo managed den Laden mittlerweile allein. Die farbige Treppe und die gemütliche Gemeinschaftsküche ist geblieben, auch die Zimmer sind unverändert.

Bernardo vermietet eigentlich nur ab drei Tagen Aufenthalt.
Wir konnten ihn überzeugen, eine Ausnahme zu machen – Der alten Zeiten wegen. Aber wir waren allein im Casa Bernardo. Ganz allein. Verflogen der Spirit der vergangenen Jahre. Nur Bernardo selbst sprüht noch, zumindest verbal: Auf eine Diskussion, oder besser einen Vortrag, über Globalisierung, Internet und die veränderte Gesellschaft sollte man sich einlassen können. Auch nach 20 Kilometer Wanderung mit Gepäck auf dem Rücken kennt Bernardo diesbezüglich keine Gnade.

Trotz der Globalisierung hat er jetzt auch „Internet“ – und eine Homepage: http://alojamientoscasasbernardo.com/pages/german/Deutsch.htm

Auf den Götterberg – Nach Chipude

Der Fortaleza - Gomeras Götterberg

Nun gab es noch einen Ort, der zu besuchen war: Das eiskalte und windige Bergdorf Chipude.
Und natürlich eine kleine Wanderung auf den Göttersitz auf dem Fortaleza, dem weithin sichtbaren Tafelberg auf dem schon vor Jahrhunderten die alten Guanchen ihren Göttern Opfer gebracht haben. Einige auf dem Plateau verstreute Kultstätten zeugen heute noch von diesem Treiben.

Wolkenfetzen am Fortaleza, magische Stimmungen auf La GomeraUnd wahrlich, der Fortaleza ist ein magischer Ort: Wolkenfetzen ziehen über die steilen Felswände, hin und wieder reisst der Blick auf und man erkennt in einiger Entfernung und gut 1000 Meter tiefer das Meer und das gigantisch anmutende Tal des grossen Königs, das Valle Gran Rey.

Die Umrundung des Plateaus dauert auf dem Weg, der in etwa der Steilwand folgt, eine gute dreiviertel Stunde. Inklusive dem Auf- und Abstieg, der einige leichte Kletterstellen beinhaltet, ist man von Chipude aus hin- und zurück etwas drei Stunden unterwegs.

Die Besteigung des Fortaleza ist ein also ein relativ stressloses Unterfangen und dazu sehr lohnenswert.

Chipude – Gomeras Sibirien

Wenn im Februar im Valle Gran Rey die Touristen in der Sonne am Strand liegen und schwitzen, nieselt im nur knapp 25 Kilometer entfernten aber gut 1000 Meter höher gelegenen Chipude schon mal das eine oder andere Graupelkörnchen aus den Passatwolken.

Hotel Sonja in Chipude auf GomeraAus welchem Grund also ziehen wir dieses doch eher ungemütliche Szenario einem warmen Chill-Out am Strand des Valle Gran Rey, vor Marias Bar und eingelullt von Sonnenuntergangs-Trommlern vor!?

Der eigentümliche Charme von Chipude!
Die Zeit verstreicht noch langsamer, die Bar im Hotel Sonja füllt sich langsam mit Einheimischen und einer holländischen Wandergruppe, die ebenfalls hier übernachtet. Im Hotel Sonja ist renoviert worden. – Die fensterlosen Zimmer gibt es nicht mehr, nun hat jedes Zimmer eine Heizung und einen Balkon. Früher war es enger, aber auch wir werden irgendwie älter und freuen uns über den gestiegenen Komfort. Und der offene Kamin in der Lobby ist auch nicht schlecht am Abend.

Zum Apero zieht es uns rüber, in die „Candelaria Bar“. Eine echte Kneipe für Einheimische und Wanderer die auf den Bus zurück ins Valle warten. Es verbinden uns besondere Erinnerungen an diesen Ort und so geniessen wir das Hier-und-jetzt-sein trotz Regenschauern und kaltem Wind. Dazu passt der rosarote Wein aus den Rebbergen von Vallehermoso, der jetzt ein wenig warm gibt.

Im Restaurant vom Hotel Sonja gibt es schliesslich ein gutes kanarisches Abendessen und danach geht’s ab auf’s Zimmer – Der Bus zurück nach San Sebastian fährt um Sieben am Morgen, offiziell. Also besser schon um halb Sieben an der Haltestelle stehen…

Aber vorher noch einen Blick vom Balkon, auf die kleine Kirche und den dahinter stattfindenden Sonnenuntergang. Ja, genau das macht Chipude so besonders…

Chipude, Kirche im Sonnenuntergang.

Die Sardine verbrennen! – Abschied in San Sebastian

Unser letzter Tag auf La Gomera sollte, wie sich am Abend herausstellte, thematisch passend enden:
Mit der Verbrennung der Sardine am Strand von San Sebastian de La Gomera.

Schluss mit lustig - Die Sardine wird verbrannt.Das Ende des wochenlang dauernden Karnevals in San Sebastian wird traditionell mit der Verbrennung einer grossen Sardine aus Pappmaché begangen, die in einer langen Trauerprozession, begleitet von Wehklagen und langsamem Getrommel, am Strand durchgeführt wird. Wenn die Sardine verbrannt ist, beginnt offiziell die Fastenzeit. Kurz: Die Party ist vorbei.

Natürlich wird am Abend auch nach der Sardinenverbrennung noch etwas gefeiert, aber spätestens am nächsten Tag kehrt wieder Ruhe in San Sebastian ein.
Bis zum nächsten Jahr…

Auf für uns hiess es am nächsten Tag Abschied nehmen, es langte noch für einen Cafe con Lecce auf dem Platz, der Ankunft und Abschied zugleich ist.
Pension Victor La Gomera
Wir bedanken uns besonders bei Victor für die tolle Unterkunft, die unsere letzte Nacht mehr als erträglich machte. Ein echtes Kleinod, das immer noch den Charme des „alten La Gomeras“ versprüht und ein klitzekleines bisschen neugierig auf Mittelamerika macht.

Die Zimmer sind zwar nicht mehr ganz neu, aber liebevoll eingerichtet und mit einem „Klo über dem Gang“. Da muss man halt leben, wenn man in die Vergangenheit reist.

Wann es uns mal wieder auf die kleine Kanaren-Insel verschlägt?
Keine Ahnung! Vielleicht erst wieder in fünf oder zehn Jahren, aber bestimmt schauen wir mal wieder vorbei.
Sehr gerne sogar und dann vielleicht sogar mal im Valle…

Hier noch mal alle Links und ein paar weiterführende, informative Webadressen:


Alle Fotos in diesem Artikel sind von mir, fotografiert auf der beschriebenen Reise nach La Gomera im Februar 2013 und unterliegen meinem Copyright. Da ich weiss, wie gern Fotos „geklaut“ werden, hier die Bedingungen dafür:

Die Fotos aus diesem Artikel dürfen von Ihnen unter Anerkennung der Creative-Commons Lizenz „CC BY-SA 3.0 DE“ verwendet werden. Die geforderte Namensnennung ist dabei wie folgt auszugestalten:

Foto: Uwe Bechmann, Reisebericht La Gomera 2013 - www.ferienwelt.com

* an Links = Ich kriege ein paar Euros, wenn Sie darüber etwas bestellen. Reich werd‘ ich damit nicht ;)

6 Kommentare zu “La Gomera – Nach 20 Jahren! Ein persönlicher Reisebericht.

  1. Pingback: La Gomera – die Perle der Kanarischen Inseln. » Ferienwelt

  2. C.Sommer

    Hallo,
    vielen Dank für die interessanten Berichte. Ich habe eine Frage. Wenn ich um 7.00 Uhr die Fähre zurück nach Los Christianos nehme,stehen dort im Hafen genug Taxen zur Verfügung oder muss ich vorbestellen?
    Danke für Ihre Antwort.

    MfG C. Sommer

  3. Uwe Autor des Beitrags

    Hallo,

    wir sind zwar immer mit dem Bus zum Flughafen, aber Taxen standen da eigentlich immer genug rum.
    Die Taxistas wissen schon, warum sie eine Bushaltestelle für den öffentlichen Bus am Quai verhindern ;)
    Es gibt übrigens auch einen Direktbus von Olsen, der bei Ankunft der Fähre auf die Passagiere wartet und direkt zum Airport TFS und dann weiter nach Santa Cruz fährt, wo man Anschluss an den Bus zum Nordflughafen hat.

  4. ulrich

    Wir fliegen im Juni nach la Gomera…
    nach 25 Jahren wieder.. :-)
    Liest sich toll der Bericht , nun freuen wir uns um so mehr !!

    Danke !

    Ulrich

  5. Markus

    Hallo, vielen Dank für den tollen Urlaubsbericht über meine Lieblingsinsel La Gomera. P.S. Das Valle ist wirklich einen Besuch wert. Viele Grüße, Markus

  6. Pascal Keller

    Danke für den tollen und liebevollen Bericht. Ich bin aktuell auf La Gomera… Das erste mal. Auch mein Herz schlägt für diese Insel. Sie ist wirklich wunderschön. Leider hatten wir 3 Nächte mit Calima zu kämpfen. Unser Urlaubswohnort oberhalb des Flughafens war dann mit 40° in der Nacht wirklich heiss. Aber der nette kleine Pool und die absolute Einsamkeit machen das längstens wieder gut.
    Die Fieste del Carmen in Playa Santiago war wunderbar. Reine Tradition und kein Touristenfest…. Einfach klasse❤️

    Dank ihrem Bericht werden wir sicher noch einiges entdecken. Leider sind aber aktuell fast alle Wanderwege gesperrt. Die Waldbrandgefahr ist zu gross. Schade.

    Danke nochmals und alles Gute

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