Die Loire: Ein Kanu und Naturparadies.

Die Loire

Für einmal reizten uns nicht die berühmten Loire-Schlösser, der Fluss selbst war das Ziel unserer Reise. Die Loire ist der letzte wilde Strom im Herzen Europas, unverbaut und voller Schönheit. Die sich zauberhaft durch die Natur schlängelnde Loire ist grösstenteils Naturbelassen und sucht sich jedes Jahr mit ihrem Hochwasser ein neues Bett im breiten Loiretal. Ein Naturparadies sondergleichen, quasi direkt vor der Haustür!

Für uns bedeutete das aber: Auf die aus den Vorjahren bewährte Art, per Pedes oder mit dem Velo, ist dieser Fluss hautnah nicht zu erleben. Es gibt ausserhalb der Ortschaften schlicht keine Uferwege oder Stichstrassen an den Fluss. Um den grossen Reichtum der Loire wirklich „erfahren“ zu können, mussten wir also auf das Boot „ausweichen“ und unsere Reise auf dem Wasser der Loire selbst fortsetzen.

Als Freizeitskipper fiel mir diese Art von ausweichen nicht schwer, warten doch unsere beiden Faltoote „Stern“ und „Hering“ schon seit Monaten ungeduldig auf Ihren Einsatz.

Mit dem Faltboot unterwegs: Loire bei Diou

Im Sommermonat Juli also ging es los, als Startort wählten wir Digion im Burgund: Ein sympathisches Städtchen mit ausreichender Infrastruktur und einem sehr schön gelegenen Zeltplatz, direkt am Wasser. Optimal zum ankommen und um in die Tour einzusteigen. Also Ziel haben wir uns, eine Familie mit zwei Kindern, einen Abschnitt von gut 150 Klilometern vorgenommen: Unser Ziel ist die Mitte der Loire bei Poully-sur-Loire zu erreichen.

Der gewählte Flussabschnitt gehört noch, bis Pouilly-sur-Loire, zum Oberlauf der Loire und ist auch für Anfänger bei sommerlichen Niedrigwasser ohne besondere Schwierigkeiten zu befahren. Er bietet aber trotzdem noch genug Spannung um auch beim Bootfahren noch genügend Abwechslung zu bieten. Eine optimale Route also, für eine Familie mit fast halbwüchsigen Kindern: Action beim Paddeln und Lagerfeuer auf einsamen Sandbänken wechseln sich ab mit ruhigen Flussabschnitten und gepflegten Campingplätzen, direkt am Loireufer.

Unser Startlager auf dem Campingplatz „La Chevrette“ konnte nicht besser gewählt sein. Digoin ist mit der Autobahn perfekt erreichbar und der Campingplatz sowie das bezaubernde Städtchen bieten einfach alles, was des Faltböötlers Herz begehrt. Besonders der gut ausgestattete und in absolut prominenter Lage platzierte Campingplatz bietet neben den Lagerplätzen direkt am Flussufer enorm viel Infrastruktur. So können Sie ohne Probleme einmal das Kanufahren auf der Loire auch ohne eigenes Boot ausprobieren.
Jean-Pierre und Monique, die beiden netten und hilfsbereiten Campigplatzbesitzer, vermieten unsinkbare und massive Kanus an Campinggäste. Dabei kann man von der dreistündigen Schnuppertour in der Gruppe bis hin zum mehrtägigen Ausflug alles buchen, was das Herz begehrt. Jean-Pierre holt seine Gäste dann am vorher abgemachten Zielort mit dem Auto wieder ab. Die Mietkanus sind sehr sicher und beinhalten auch noch je zwei der Gepäckfässer, in die man seine Reiseutensilien verstauen kann. Wir haben diese Variante im Jahr 2006 mal mit einer zweitägigen Tour nach Diou ausprobiert und waren so begeistert, dass wir uns selbst Faltboote zugelegt haben und nun, 2008, unser Loireprojekt erstmals „richtig“ unter die Paddel nehmen konnten.

Ein paar nützliche Links zum Einstieg:

Die Einwasserungsstelle am Camping ist sehr einfach zu erreichen, man kann quasi direkt nach dem Morgenkaffee entspannt und stresslos aufbrechen.

Am Anfang der Tour auf der Loire mäandriert der Fluss gemächlich um Digoin herum. Links und rechts des Ufers wechseln sich lauschige Uferwälder und Kuhweiden ab. Irgendwie hat man den Eindruck das die Kühe hier wirklich glücklich sein müssen. Immer wieder sieht man richtige Kuhherden am Ufer entlangziehen und sich im Fluss kühlen.

Kühe an der Loire

Entlang der Strecke von Digoin nach Diou, unserem ersten Etappenziel, wechselt sich dieses Bild ab und es bieten sich relativ wenig attraktive Stellen für eine Übernachtung. Denn die Kuhweiden, so schön auch anzusehen, sind als Zeltplatz schon allein wegen der starken Verunreinigung durch Kuhfladen eher zweite Wahl. Es gibt unterwegs zwar die eine oder andere Insel, auf der man sein Zeltlager aufschlagen könnte, aber uns erschien es besser am ersten Tag direkt bis nach Diou durchzufahren.

Diou bietet dem Wasserwanderer einen kleinen Campingplatz, direkt am Loireufer mit einer Ausstiegsstelle (Baden verboten!?).
Der Ort selbst ist recht unspekaktulär und die meisten Restaurants haben (dauerhaft?) geschlossen. Ein typisches Strassenkaff halt. Der Campingplatz in Diou bietet immerhin eine rudimentäre Versorgungsmöglichkeit und frisches Brot gibt es im kleinen (und teuren) Supermarkt, 200 Meter vom Campingplatz entfernt an der Ausfallstrasse.

Der Campingplatz von Diou gehört übrigens auch zum Camping „La Chevrette“ in Digoin.

Update 2011: Anscheinend hat der Besitzer gewechselt, mehr Fotos und Informationen zum Camping findet man jetzt auf der eigenen Webseite vom Camping „Gué de Loire“:

Uns hielt es nicht lange in Diou. Bereits am nächsten Tag rief der Fluss und wir folgten dem Ruf gerne.
Der Flussführer, „Die Loire – Kanuwandern unter weitem Himmel“ von Martin Schulze, warnte vor einer schwierigen Passage direkt nach dem Camping. Diese galt es zu besichtigen. Unmittelbar nach dem Camping war auch eine Stelle, an der das Wasser sich teilte und etwas schneller floss. Sollte es das sein? So schwierig nicht, selbst für ein Faltboot. Also frohen Mutes durch die „Stromschnellen“, die wir auch problemlos meisterten. Gut eine halbe Stunde später begann es zu rauschen. Ein Warnschild am Ufer lud zum Auswassern ein. Laut unserem Flussführer musste die Stelle doch schon vorbei sein? Oder hatten wir etwas falsch verstanden!? Anscheinend wohl beides. Wie sich herausstellte, waren die Angaben im Flussführer teilweise nicht ganz genau. Auch fehlte die Angabe, auf welcher Seite das nun notwendig gewordene Umtragen am besten zu bewerkstelligen ist. Es ist die Linke, wie sich ergab.

Gegen Abend konnten wir das erste Mal mit Sack und Pack in freier Natur auf einer Sandbank am Loireufer zelten. Mit einem köstlichen Abendessen unter grandiosem Sternenhimmel und Lagerfeuer ging dieser Tag zuende. Ein Tag, wie uns noch viele bevorstehen sollten…

Im Laufe des Fahrt veränderte die Loire ihr Gesicht. Die Ebene wurde weiter und nach dem Zufluss der Allier, dem grössten Nebenfluss der oberen Loire, wähnten wir uns fast auf einem See. Natürlich gab es genau hier ein wenig Gegenwind, den unsere beiden Faltboote aber bravourös meisterten.
Die Landschaft stellte sich wahrlich grandios zur Schau, es war definitv eine unserer besseren Ideen der letzten Jahre, diese Flussfahrt mit den Kindern zu unternehmen.

Für die knapp 150 Kilometer liessen wir uns 10 Tage Zeit. Schliesslich waren wir im Urlaub und nicht auf der Flucht – Zu schön war es, draussen auf den Sandbänken zu zelten, die vielen Tiere aus der Nähe in ihrem natürlichen Umfeld zu betrachten.

Unterwegs machten wir in verschiedenen Städten Station, meist in Verbindung mit einer oder sogar zwei Übernachtungen auf dem örtlichen Campingplatz.
Die erste grössere Ortschaft am Lauf der Loire nach Digoin ist Decize, eine Mittelstadt mit knapp 6000 Einwohnern direkt am Zusammenfluss von Loire und Aron. In Decize münden der Canal du Nivernais und der Canal latéral à la Loire in die, durch das am Ortsende befindliche Stauwehr schiffbar gemachte, Loire. Deswegen gibt es in Decize auch einen relativ grossen Sportboothafen für Hausboot-Touristen. Wer an einer solchen Tour Interesse hat, wird dort sicher fündig.

Das bereits erwähnte Stauwehr muss linksseitig umtragen werden. Der Umtrageweg ist etwas anstrengend, bei Niedrigwasser liegt die linke Seite des Wehres trocken: Man kann dann auf der Wehrmauer auswassern und sich so einige Meter Sandweg sparen.

Nach einigen Kilometern gemütlicher Flussfahrt kommt einige hundert Meter vor der Brücke von Imphy ein verfallenes Wehr, das man als Faltböötler unbedingt vorher besichtigen sollte. Meist ist es etwas rechts von der Flussmitte her gesehen fahrbar. Vom Fluss aus selbst sieht aber die Flussmitte eher fahrbar aus – Leider warten dann ein paar grosse Spitze Steine einige Zentimeter tiefer im Fluss….

Vergass ich zu erwähnen, das sich zwischen Decize und Imphy einige wirklich traumhafte, wilde und einsame Campingstellen finden lassen!?

Die nächste Station im Lauf der Loire ist die Stadt Nevers. Nevers bietet eine ganze Menge. Vor allem Supermärkte in denen man die Vorräte ergänzen kann und im Sommer auch Kultur. Direkt an der Loire.
Der von Holländern geführte und entsprechend teuere Campingplatz liegt links am Ufer, unmittelbar vor der beeindruckenden Steinbogenbrücke, die uns noch Kopfzerbrechen bereitete: Die im Flussführer erwähnte Bootsgasse war durch einen umgestürzten Baum blockiert. Daher musste mal wieder umgetragen werden.

Die Bootsgasse befindet sich übrigens rechts hinter dem letzten Bogen und erschien uns auch im nicht-blockierten Zustand für Faltboote nicht ratsam.

Zwischen Nevers und La Charite, einem ca. 35 Kilometer langem Flussabschnitt, haben wir uns zwei Tage auf einer traumhaften Insel bei Marseilles des Aubigny aufgehalten. Was will der Faltböötler mehr: Eine Wohninsel mit Baumbestand (Schatten am Morgen) und eine Badeinsel mit feinstem Sandstrand. Einziger Wehrmutstropfen: In Marseilles des Aubigny kann man Montags nichts kaufen, der einzige Laden am Yachthafen im Ort hat dann geschlossen. Genau wie die Gaststätte und überhaupt alles. Vielen Dank daher nochmals an die netten Hausboot-Fahrenden, die uns mit Wasser und Bier gerettet haben…

Die Ortsdurchfahrt von La Charite ist ein wenig abenteuerlich, aber meiner Meinung nach relativ ungefährlich. Der dritte Bogen von rechts an der monumentalen Steinbrücke ist deutlich mit dem Schild „Canoe“ bezeichnet und dort kommt man selbst mit einem Faltboot gut durch.

Vorher ansehen. Unmittelbar nach den Bögen kommt noch eine zweite Stufe, daher nach dem Bogen entweder scharf rechts oder scharf links halten und der jeweiligen Hauptströmung folgen.

Unmittelbar nach der Brücke von La Charite beginnt das Naturschutzgebiet „Val de Loire“ in dem der Flusswanderer seine Zelte nicht aufschlagen darf. Das bedeutete für uns: Schlussetappe, da unser diesjähriges Ziel, die Mitte der Loire, in diesem Naturschutzgebiet liegt.

Einige Kilometer vor Schluss übernachteten wir auf dem Campingplatz von Poilly-sur-Loire, einem netten Weinbauerndorf mit ganz hervorragenden lokalen Weinen.

Der Campingplatz ist bei Niedrigwasser ziemlich schwierig zu finden, muss man doch zunächst ca 1 Kilometer am Dorf vorbeifahren um dann hinter einer Insel rechts wieder Stromauf zu fahren und so den Camping zu erreichen. Wir wären fast vorbeigefahren :)

Aber schlussendlich erreichten wir unser Ziel, mit dem Vorsatz im nächsten Jahr wieder zu kommen und unsere tolle Flussfahrt bis zur Küste fortzusetzen.

Update 2010: Wir haben es erst im Sommer 2010 geschafft, unsere Tour fortzusetzen. Allerdings nicht auf der Loire, wir fuhren den Allier hinunter bis in die Loire. So schloss sich der Kreis. Unseren Bericht finden Sie hier: Mit dem Faltboot auf Kanu Tour: Der Allier.

6 Kommentare zu “Die Loire: Ein Kanu und Naturparadies.

  1. Wanderpaddler Peter

    Toller Bericht. Wir können die positiven Eindrücke nur bestätigen. Als Wanderpaddler sind wir bereits mehrfach auf der Loire gepaddelt und kennen den Flusslauf von Roanne bis Orleans. Alle Erfahrungen und Erlebnisse zu den Wandertouren haben wir auf unserer Homepage http://www.loiretour.de zusammengestellt.

    Ich denke die Infos werden interessierten Wanderpaddlern weiterhelfen den richtigen Flussabschnitt zu finden und sich optimal vorzubereiten.

    Mit Gruss aus Köln
    Wanderpaddler Peter

  2. Pingback: Mit dem Faltboot auf dem Allier bis in die Loire. Kanu-Paddeln und wildes Camping in Frankreich. » Ferienwelt

  3. Dagmar Demske

    (Ich hoffe, Ihr bekommt meine Nachricht, da der Bericht ja schon einige Zeit her ist)

    Hallo, vielen Dank für den super Bericht! Ich würde auch gern mal auf der Loire mit meinen Kindern Kanuwandern. Ich weiss allerdings nicht, ob in diesem Sommer genug Wasser sein wird… Die Allier reizt mich auch sehr. Den Bericht muss ich mir noch durchlesen.

    Wie alt sind denn Eure Kinder jetzt? Meine sind 9 und 12 (Mädchen und Junge). Wir wohnen in Südfrankreich. Wenn Ihr noch einmal nach Frankreich kommt zum Paddeln, meldet Euch doch!

    Ich würde gern eine Kanutour mit mehreren Erwachsenen und Kindern machen, aber meine Freunde hier haben leider keine Kanus!

  4. Uwe Autor des Beitrags

    Hallo Dagmar,

    selbstverständlich erreicht uns Deine Nachricht noch :)

    Unsere Kids sind mittlerweile 16 und 17, also eindeutig nicht mehr sonderlich an Ferien auf Faltbooten interessiert. Daher haben wir unseren „Stern“ schweren Herzens in gute Hände abgegeben. Das Paddeln hingegen bleibt uns erhalten, im Sommer (2012) fahren wir die Berunka in Tschechien von Pilsen bis nach Prag hinunter und Südfrankreich wäre auch irgendwann auf dem Programm – Mal sehen.

    Auf der Loire kann man auch prima als Familie unterwegs sein. Überall Sandbänke und Inseln zum „Wild“-Zelten. Das macht der Jungbande sicher Spass und ist ein sehr spezielles Abenteuer!

    Viel Spass und liebe Grüsse!

  5. Stefan

    Hallo,

    ich fahre mit meinen 6-jährigen Sohn vom 22.07.12 bis 28.07.12 auf dem traumhaften Fluss. gebucht bei der „Deutschen Jugendherberge“. Vielleicht melden sich noch mehrere an. Wäre klasse…

    Gruß Stefan

  6. Vetter

    Super, dass ihr euch die Mühe mit einem so detailierten Bericht gemacht habt! Habe auch nur Gutes über die Loire gehört und werd sie selbst mal checken wenn ich in der Nähe bin!

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